Wir über uns
Freitagabend in Bretten, einer Kleinstadt im Badischen. Überall in den Häusern sitzen Menschen an ihren Computern, schreiben, arbeiten, spielen und benutzen dazu das Betriebssystem eines gewissen Bill Gates. Überall? Nein! Im Hinterzimmer einer Pizzeria hat sich eine verschworene Gemeinschaft versammelt, beseelt von dem Willen, der Weltmacht Micro$oft Widerstand zu leisten. Die Mitglieder der BreLUG (BrettenerLinux-Usergroup) wollen nicht akzeptieren, dass es bald nur noch Window$ gibt und sonst nichts mehr. Linux heißt ihre Waffe im Kampf gegen den Giganten aus Redmond.
Kämpferisch geht es freilich nicht zu bei den Treffen der BreLUG. Zwar wird schon mal spekuliert, wie es sein könnte, wenn Microsoft eines Tages nicht mehr der Monopolist wäre (und was geschehen müsste, damit es so weit kommt). Zwischen Pizza und Salat wird eher erörtert, was die Vorteile des neuesten Kernels sind, wie man eine ISDN-Karte konfiguriert oder wie man die Druckergebnisse optimiert.
Alles ausgebuffte Profis in der BreLUG? Einige schon, die sich beruflich wie privat seit Jahren mit Linux beschäftigen, Netzwerke betreuen,(fast) jeden Kniff kennen. Aber in der Runde sitzen genauso blutige Anfänger, die erst kürzlich gehört haben, dass es neben Microsoft noch etwas anderes gibt, sich vielleicht auch schon eine Distribution besorgt haben, aber noch nicht wagten, sie auf ihrem Rechner zu installieren. „Dumme Fragen gibt es nicht!“, bekommen diese immer wieder einmal zuhören, wenn sie mehr oder weniger schüchtern anfragen, wie sie es denn anstellen sollen, Linux auf ihrer ‚Kiste‘ zum Laufen zu kriegen. Und schon scharen sich drei, vier alte Hasen um den Anfänger, erklären ihm geduldig (und zum Mitschreiben), was er zu tun hat. Vorher kommt freilich die hochnotpeinliche Frage: „Hast Du im Handbuch nachgeschaut? „Und die obligatorische Belehrung: „Ohne Lesen kommst Du nicht weiter!“ Alles Linux und sonst nichts? Nicht bei der BreLUG! So verschieden die Menschen, die sich hier treffen, so vielfältig die Themen, die am Stammtisch diskutiert werden: Da geht es um Amateurfunk und Höhlenerkundung, Flugsicherung und Teilchenforschung, Trends bei der Hardware und Probleme mit Internetprovidern. Und die beiden ganz am Ende vom Tisch erörtern doch tatsächlich ein Problem von Window$ NT, mit dem sie sich am Arbeitsplatz herumschlagen müssen.
Ein wenig chaotisch geht’s schon zu bei der BreLUG: Feste Themen für die Treffen gibt es nicht (auch wenn hin und wieder schon der Versuchunternommen wurde), auch keine festen Termine. Die werden jedes Mal per E-Mail „ausgehandelt“, so etwa alle vier Wochen trifft man sich am Stammtisch. In der Zwischenzeit reißt die Kommunikation nicht ab. Wer etwas zu sagen hat, schickt ein Mail an den BreLUG-Lister. Peter, der Linux-Seniorin der Runde, versorgt alle mit neuesten Nachrichten aus der Linux-Welt, die er in Newsgruppen oder anderswo entdeckt hat.